Lösungen im Fokus: Im Coaching und in Ihrem Alltag

Lösungsfokussierung

Der Lösungsfokus stellt eine Alternative zur weit verbreiteten Problemsicht dar. Daher ist der lösungsorientierte Ansatz nützlich für die Coaching- und Therapiewelt und liefert gleichzeitig auch Impulse für einen leichteren Alltag. Dies ist ein Beitrag zum heutigen, internationalen Tag der Lösungsfokussierung.

Problemfokus als evolutionärer Vorteil

Wir gewichten negative Erfahrungen stärker als positive. Ebenso reagieren wir auf Negatives schneller und stärker als auf Positives. In der Neuropsychologie heisst dieser Effekt «Negativitätsverzerrung». Das ständige Denken an Gefahren und Worst-Case-Szenarien hat unseren Vorfahren das Überleben in der Wildnis ermöglicht. Im Laufe der Evolution hat sich dieser Verzerrungsprozess automatisiert, damit Gefahren möglichst schnell und früh wahrgenommen werden konnten.

Positive Erfahrungen sowie Lösungs- und Ressourcendenken als Alternative

Heute ist dieser konstante problembezogene Fokus nicht mehr nötig für unser Überleben. Er kann sogar kontraproduktiv sein. Z.B. führt er zu einem höheren Stresslevel und einer eingeschränkten Lebensqualität. Was ist die Alternative? Wir können unser Gehirn trainieren, einen positiven Fokus einzunehmen. D.h., sich beispielsweise auf positive Gefühle und Erfahrungen zu fokussieren. Zudem kann man sich auch angewöhnen, vermehrt in Richtung Lösungen und Ressourcen zu denken (siehe Umsetzungsideen unten). Mit Ressourcen sind hier zur Verfügung stehende persönliche, soziale und materielle Mittel gemeint, um das gewünschte Ziel zu erreichen.

Der lösungsorientierte Ansatz im Coaching und in der Therapie

Die Coaching- und Therapiewelt kennt diese Möglichkeit zum Perspektivenwechsel vom Problem zur Lösung seit längerem: Der lösungsorientierte Ansatz ist in den 70er Jahren in den USA entstanden und entwickelt sich stetig weiter. Er basiert auf der Feststellung, dass die Fokussierung auf Wünsche, Ziele, Ressourcen und Ausnahmen von Problemen oft hilfreicher und motivierender ist als die Konzentration auf Probleme bzw. deren Entstehung. Lösungsorientierte Coachings und Therapien stehen damit im Gegensatz zu den meisten herkömmlichen Psychotherapien, welche sich auf die Problementwicklung und Problemauflösung konzentrieren.

3 lösungsorientierte Ideen für Ihren Alltag

Lösungsorientierung lässt sich nicht nur im Coaching und in der Therapie, sondern auch im Alltag umsetzen. 3 konkrete Ideen sind beispielsweise:

  • Sich eine positive, kollegiale und auf eine Lösung gerichtete Einstellung aneignen: Andere Menschen kann man nicht ändern. Zumindest direkt nicht. Wenn wir uns hingegen selbst anders verhalten, kann das einen Einfluss auf das Verhalten unseres Gegenübers haben. Unserem Verhalten liegt eine bestimmte Einstellung zu Grunde. Vor einem Treffen kann man sich z.B. fragen: Mit welcher Einstellung möchte ich an das Treffen gehen? Oder: Welchen Beitrag möchte ich leisten, damit es eine gelungene Sitzung oder ein guter Tag wird?
  • Sich auf die Gegenwart und Zukunft anstatt die Vergangenheit zu fokussieren: Jeder Mensch macht hin und wieder Fehler. Passieren Fehler, so beginnt sich oft ein negativer Kreislauf zu entfalten: Fehler -> Ursachenanalyse bzw. Suche nach Schuldigen -> (Selbst-)Anschuldigungen -> negative Emotionen -> Mangel an Kreativität -> geringe Lösungswahrscheinlichkeit -> keine Besserung -> weitere (Selbst-)Anschuldigungen...

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, hilft es, sich den Fehler einzugestehen und gleichzeitig den Blick in die Zukunft zu richten: Was kann ich daraus für die Zukunft lernen? Oder angenommen es liegt ein Problem vor, so könnte man dieses auch in ein entsprechendes Ziel oder einen Wunsch umformulieren. Beispiel: Anstatt jemandem vorzuwerfen, dass er/sie unverständliche Entscheidungen trifft, könnte man sagen, dass man sich zukünftig transparente Entscheidungen wünscht.

  • Ressourcen stärken – Komplimente machen und Anerkennung entgegenbringen: Echt gemeinte Komplimente und Wertschätzung stärken die Beziehung und Motivation. Also, wem könnten Sie heute ein Kompliment machen oder Anerkennung zeigen? Falls Sie in einer Führungsposition sind: Wahrscheinlich erleben Sie ein Ungleichgewicht zwischen Anerkennung geben und nehmen. Das ist (leider) oft so und sollte Sie nicht davon abhalten, Ihren Mitarbeitenden weiterhin Anerkennung zu geben.

Fazit: Lösungsorientierung führt zu Motivation und Potenzialentfaltung

Über Lösungen, Ziele und Wünsche zu sprechen, ist meist zielführender als über Probleme zu diskutieren, Ursachen zu analysieren und Anschuldigungen zu machen. Das klingt wahrscheinlich einleuchtend und einfach. Die Realität zeigt ein anderes Bild. Der Problemfokus ist so tief in uns verankert, dass es immer wieder Impulse braucht, um in Richtung Lösungen zu denken und zu handeln. In meiner Arbeit mit Teams und Einzelpersonen sehe ich täglich, dass sich durch die Lösungsorientierung Motivation und sehr viel Potenzial freilegen lässt. Daher auch meine Motivation, einen Beitrag zum ersten Welttag der Lösungsfokussierung zu schreiben und einen Impuls zu setzen. Und jetzt? Was ist Ihr Beitrag zu einer lösungsorientierteren Welt?

Quellen

  • Pressemitteilung Netzwerk für lösungsfokussiertes Arbeiten (NLA)
  • Steve de Shazer und Yvonne Dolan: Mehr als ein Wunder. Lösungsfokussierte Kurztherapie heute

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Ein Gedanke zu „Lösungen im Fokus: Im Coaching und in Ihrem Alltag

  1. Hey Sybille, Daniel Köchli hat mich auf den Artikel aufmerksam gemacht! Der Artikel ist super geschrieben & zeigt einen super Einblick in den Lösungsfokus! Liebe Grüsse, weiterhin alles Gute & bis bald.

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