Stress- und Burnout-Prävention am Arbeitsplatz: 3 Ebenen

Stress und Burnout-Prävention am Arbeitsplatz

Mit den Veränderungen in der Arbeitswelt gewinnt die psychische Gesundheit und die Stress- und Burnout-Prävention weiter an Relevanz. Rund 30% der Mitarbeitenden erleben Stress und Erschöpfungsanzeichen am Arbeitsplatz. Was können Betriebe konkret tun?

 

Der Fokus der Prävention geht weg vom Körper, hin zur Psyche

Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Die psychischen Anforderungen an die Menschen steigen, während die körperlichen Belastungen an Gewicht verlieren. Daher verschiebt sich auch der Fokus der betrieblichen Prävention hin zum Thema psychische Gesundheit und der Vorbeugung von Stress und Burnout-Fällen.

 

Rund ein Drittel der erwerbstätigen Personen erlebt Stress und emotionale Erschöpfung

Die Bedeutung der psychischen Gesundheit zeigt sich in verschiedenen Statistiken und Befragungen. Z.B. entfielen im Jahr 2020 49% der IV-Renten auf psychische Erkrankungen. Weiter zeigt der Job-Stress-Index 2020 auf, dass sich 28,7% der befragten erwerbstätigen Personen emotional erschöpft fühlen (Kernmerkmal von Burnout) und 29,6% mehr Belastungen als Ressourcen am Arbeitsplatz wahrnehmen. Bei rund einem Drittel der erwerbstätigen Personen muss also davon ausgegangen werden, dass sie bei der Arbeit Stress- und Burnout-Symptome erleben und bei einem Teil davon die psychische Gesundheit gefährdet ist. Es drängt sich somit die Frage auf, wer für die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz verantwortlich ist.

 

Die Ursachen für Stress- und Burnout-Erleben sind multifaktoriell

In vielen Fällen kann man weder die Arbeitgebenden alleine noch das Individuum alleine für die Stress- bzw. Burnout-Situation verantwortlich machen. Üblicherweise müssen verschiedene Faktoren ungünstig aufeinandertreffen, damit es zu Stress- und Burnout-Erleben kommt. Beispielsweise kann übermässiges Perfektions-/Leistungsstreben bei länger anhaltendem hohen Arbeitsvolumen mit komplexen Anforderungen zu Stress und Burnout führen. In diesem einfachen Beispiel sind schon drei unterschiedliche Faktoren (innere Antreiber, Arbeitsbedingungen, Zeitdauer) in die Entstehung des Stresserlebens involviert und in der Praxis kann das Ganze noch viel komplexer sein. Nun, was heisst das für die Prävention von Stress, Burnout und psychischen Erkrankungen?

 

Massnahmen zur Stress- und Burnout-Prävention auf verschiedenen Ebenen kombinieren

Weil Stress- und Burnout-Erleben multifaktoriell bedingt ist, ist Stress- und Burnout-Prävention vor allem wirksam, wenn Interventionen auf verschiedenen Ebenen kombiniert werden:

 

Ebene 1: Gesunde Rahmenbedingungen schaffen

Mithilfe einer Mitarbeitendenbefragung kann eine erste Standortbestimmung betreffend gesundheitsförderlicher Rahmenbedingungen vorgenommen werden. Für die Stress- und Burnout-Prävention eignet sich insbesondere die Online-Befragung Friendly Work Space Job-Stress-Analysis (JSA). Mit dieser können gesundheitsrelevante Ressourcen und Belastungen sowie das Befinden der Mitarbeitenden abgefragt werden. Anschliessend erhalten die Mitarbeitenden Gelegenheit, in einem Workshop konkrete Lösungsideen auszuarbeiten und der Geschäftsleitung oder Führungskraft zu präsentieren. Mit dem Einbezug der Mitarbeitenden steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die wichtigsten gesundheitsbezogenen Themen auf den Tisch kommen, passende Massnahmen entwickelt und von den Mitarbeitenden getragen werden.

Je nach Betriebsgrösse kann es auch Sinn machen, eine interne oder externe Anlaufstelle für Mitarbeitende mit Stressthematiken und gesundheitlichen Problemen zu schaffen. Mit einer neutralen Person können die Situation und die nächsten Schritte besprochen werden. Meist gilt: Je frühzeitiger interveniert wird, desto weniger lange brauchen Mitarbeitende Unterstützung.

 

Ebene 2: Führungskräfte sensibilisieren

Eine weiterer wichtiger Pfeiler in der Stress- und Burnout-Prävention ist die Sensibilisierung der Führungskräfte betreffend Stress und psychischen Erkrankungen. Dazu gehören u.a. das Erkennen von Frühwarnzeichen sowie der "richtige" Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitenden. Eine Schulung kann Führungspersonen den nötigen Mut geben, belastete Mitarbeitende frühzeitig anzusprechen und gemeinsam nach passenden Lösungen zu suchen. Mehr Informationen finden Sie auch im Blogartikel "Psychische Probleme im Arbeitsalltag erkennen und ansprechen".

 

Ebene 3: Mitarbeitende befähigen

Auch Mitarbeitende können zum Thema psychische Gesundheit in einem Workshop oder durch eine Befragung sensibilisiert werden. Wie oben erwähnt, sind Stress- und Burnout-Thematiken meist multifaktoriell bedingt. Daher ist es wichtig, die Mitarbeitenden bei bereits bestehenden Problemen nicht einfach in einen Kurs zu z.B. Zeitmanagement oder Resilienz zu schicken, sondern die Situation ganzheitlich zu betrachten. D.h. hinzuschauen, was es allenfalls für Anpassungen im Arbeitssetting (vorübergehend) braucht und welche Entwicklungsschritte auf der persönlichen Ebene notwendig sind. Für die Entwicklung auf der persönlichen Ebene ist Coaching in vielen Fällen zielführender als ein standardisierter Kurs zum Thema Stressmanagement oder Resilienz. Solche Kurse können jedoch zur breiteren Sensibilisierung der Mitarbeitenden sinnvoll sein.

 

Offener Umgang mit Stress und psychischen Problemen kann eine Win-Win-Situation sein

Klingt das alles nach viel? Es muss ja nicht gerade alles gleichzeitig sein. Wichtig ist, dass die Mitarbeitenden spüren, dass der Betrieb am Erhalt und der Stärkung der psychischen Gesundheit interessiert ist und dass man ein allfälliges Stresserleben und psychische Probleme auch offen ansprechen darf. Das kann eine Verkürzung des Leidenswegs für die betroffene Person bedeuten und die raschere Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit für den Betrieb. Somit eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

 

Quellen

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