Während müde Hamster aus ihrem Rad aussteigen, tun dies manche Menschen nicht. Ihre inneren Antreiber führen Sie geradezu ins Burnout. Zwei kleine Schritte in Richtung persönliche Burnout-Prävention sind: Eigene Antreiber kennen und Massnahmen gegen Stress entwickeln.
Müde Hamster steigen aus dem Rad – manche Menschen nicht
Hamster müssen in der Natur sehr viel laufen, um zu überleben und haben daher einen natürlichen Bewegungstrieb. Werden Hamster als Haustiere gehalten, so laufen diese 20 bis 30 Kilometer pro Tag bzw. Nacht (!) in ihrem Rad. Wenn sie müde werden, steigen sie aus dem Rad und erholen sich. Im Gegensatz dazu machen viele Menschen einfach weiter, wenn sie müde werden und eine Pause bräuchten. Das Hamsterrad des Menschen dreht sich immer schneller und oft solange, bis es einem dann so richtig aus dem Rad katapultiert. Damit endet das massive Engagement im Burnout. Dass dann erst einmal eine Weile nichts geht und eine Therapie notwendig ist, versteht sich hoffentlich von selbst.
Innere Antreiber treiben Menschen ins Burnout
Warum macht der Mensch einfach weiter und kann nicht so «klug» handeln wie der Hamster und einfach ausruhen? Eigentlich würden das die Menschen ja so gerne, wenn da nur nicht die inneren Antreiber wären. Die inneren Antreiber sind Glaubenssätze, die wir v.a. in der Kindheit erlernt haben. Wenn wir nach diesen Glaubenssätzen gehandelt haben, hatten uns unsere Eltern lieb bzw. dann konnten wir zumindest mit der damaligen Situation besser zurechtkommen. Die Antreiber sind wichtige Motivatoren für gute Leistung. Gleichzeitig können sie uns zum Verhängnis werden, wenn z.B. viele Anforderungen auf uns einprasseln und wir «zwanghaft» nach unseren damals erfolgreichenMaximen handeln. Denn unter Stress fallen wir automatisch in alte Handlungsmuster zurück. Ein Beispiel: Vielleicht haben Sie früher gelernt, wenn Sie es anderen recht machen, dann haben Sie alle gern. Nun werden Sie ständig angefragt, ob Sie noch diese und jene Aufgaben übernehmen könnten und Sie merken, dass Sie eigentlich bereits genug zu tun hätten. Da Sie allerdings nicht nein sagen können, nehmen Sie die Aufgaben auch noch an. Das kann so weiter gehen bis in die totale Erschöpfung. Und Erschöpfung ist ein zentrales Element von Burnout.
Burnout entsteht aus einer Kombination von ungünstigen Faktoren
Wichtig: Burnout hat nicht nur mit inneren Antreibern zu tun. Manchmal ist man schlicht und einfach auch am falschen Ort. D.h. Burnout entsteht aus einer Kombination von Persönlichkeitsfaktoren und dem Kontext. Kommt man indes in verschiedenen Situationen immer wieder an den Anschlag, so spielen mit grosser Wahrscheinlichkeit innere Antreiber und weitere persönliche Faktoren eine Rolle. In solchen Fällen kann es sich lohnen, die eigene Lebenssituation mit einer Fachperson genauer anzuschauen.
Persönliche Burnout-Prävention
Über Burnout-Prävention könnte man ganze Bücher schreiben. Diesen Anspruch verfolge ich hier allerdings nicht. Ich möchte Ihnen vielmehr zwei konkrete Ideen geben, damit Sie Ihre aktuelle Situation etwas reflektieren können:
1. Innere Antreiber kennen und hinterfragen
Welche der folgenden Sätze könnten von Ihnen stammen?
- «Sei perfekt!»
- «Sei stark!»
- «Mach es allen recht!»
- «Streng Dich an!»
- «Beeil dich!»
- «Sei unabhängig!»
- «Sei lieb!»
- «Beherrsche Dich!»
- «Sei bescheiden!»
- «Nur wer leistet, darf fordern!»
- Etc.
Achten Sie sich in Ihrem Alltag, von welchen Sätzen Sie sich leiten lassen. Solche Sätze können sich auch durch das Wort «müssen» bemerkbar machen. Z.B. «Ich muss nur noch schnell...» Dieser Satz enthält sogar zwei unterschiedliche Antreiber.
Hinterfragen Sie die Sätze: Müssen Sie wirklich...? Was passiert, wenn Sie es nicht tun? Wäre das tatsächlich so schlimm? Was wäre eine gute Alternative zum Glaubenssatz? Bei Perfektionismus könnte das z.B. sein: «Ich gebe mein Bestes und achte gleichzeitig auf mich.»
2. Massnahmen gegen Stress entwickeln
Stress ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung und das Wiederauftreten von psychischen Erkrankungen. Um sich über Ihre eigene Stress-Situation ein Bild machen zu können, empfehle ich Ihnen den Stress-Check von Stressnostress: Zum persönlichen Stress-Check
Auf dieser Seite finden Sie auch eine gute Anleitung, wie Sie Massnahmen gegen Stress planen und überprüfen können.
Das Gespräch früh suchen – innere Antreiber können das verhindern
Manchmal ist man einfach in einer Situation, durch die man durch «muss». Solche Situationen werden aber gefährlich, wenn sie sich über eine längere Zeitdauer ziehen und Erholung auf die Dauer nicht mehr möglich ist. Dann reagieren wir mit Symptomen. Und das ist gut, weil Symptome sind Signale, dass sich etwas ändern muss. Je früher Sie reagieren, desto eher sind niederschwellige Angebote wie ein arbeitspsychologisches Coaching noch ausreichend. Je länger Sie warten, desto eher werden sich die Symptome verstärken und eine professionelle Behandlung bei einem klinischen Psychologen bzw. Arzt notwendig. Daher empfehle ich, lieber etwas früher als später das Gespräch mit einer Fachperson zu suchen. Oder hat sich da allenfalls gerade ein innerer Antreiber («sei stark», «sei unabhängig», «halte durch») gemeldet und findet ein Gespräch nicht nötig?